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von Thomas

Zwei Gedanken aus der Bibel

Der Autor Thomas Lardon findet in der Bibel nicht nur Antworten. Sie lehrt ihn vor allem auch, Fragen zu stellen.

Wenn der Feigenbaum nervt

In einem Weinberg steht ein Feigenbaum. Drei Jahre lang blüht er nicht, es wachsen keine Feigen, er steht im Weg, er nervt. Eines Tages sagt der Winzer zu seinem Gärtner: "Reiß' ihn raus, das wird nix mehr. Lass uns lieber noch ein paar Weinstöcke pflanzen." Doch der Gärtner antwortet: "Hm, ich weiß nicht. Wir sollten es noch in diesem Jahr probieren. Ich werde ihn düngen und gießen und betüteln. Ausreißen können wir ihn immer noch."

Diese Geschichte hat Jesus erzählt. Sie steht in Lukas 13, 6-9.

Leider wissen wir nicht, wie die Geschichte ausging. Aber darum ging es Jesus ja vielleicht auch gar nicht?
Ich denke darüber nach, ob es in meinem Leben einen Feigenbaum gibt (ein Neuanfang, ein Projekt, eine Beziehung, eine Planung oder einen Ruf der Seele), der nervt, keine Frucht bringt und im Weg steht. Vielleicht sollte ich ihm Raum, Zeit, Energie und Schokolade geben, damit er wachsen kann. Nur noch in diesem Jahr. Und ausreißen kann ich ihn immer noch.

Die Barmherzigkeit sucht sich überall Verbündete.

Im Psalm 23 ist von „Gutem“ und von „Barmherzigkeit“ die Rede, die uns ein Leben lang begleiten sollen. Das Gute können wir vielleicht noch selbst mitgestalten: ein guter, freundlicher Mensch sein, eine gute Wohnung finden, etwas Gutes essen, da gibt’s es viele Beispiele. Aber Barmherzigkeit?

Ja, wir können (und sollten!) auch mit uns selbst barmherzig sein. Aber war passiert, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, selbst schwer erkranken, einen großen finanziellen Verlust erleiden, plötzlich ganz allein auf der Erde sind und uns nicht mehr zurechtfinden? Dann brauchen wir jemanden, der warmherzig, ja barmherzig mit uns ist. Und der es einfach macht. Zuhört. Handelt. Gibt. Der nicht darauf achtet, dass alles im richtigen Verhältnis steht, man darf´s auch nicht übertreiben, kriege ich denn auch irgendwann irgendwas zurück? Das frei-willige, freudige, bedingungslose Sein. Im selbstverständlichen Zusammenspiel mit jedem Menschen, jedem Tier, jedem Baum und jedem Tropfen Wasser.

Ich möchte das lernen. Ich hätte so gern, dass das die Werkseinstellung meines Lebens wird. Hilf mir bitte dabei, du barmherziger Schöpfer.

Thomas Lardon
Verleger & Autor
www.lardon.me