Einer der schmerzhaft vielen Kriegstoten: Ich habe heute in der "Neuen Zürcher Zeitung" von seiner Beerdigung in einem Vorort von Ulan Bator in Ostsibirien gelesen und seine kurze Lebensgeschichte geht mir nahe. Natürlich: Er ist Teil eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs und es ist legitim, dass sich die Ukraine verteidigt. Aber er ist auch einfach - EIN MENSCH. Ein Mensch, der wohl von sich aus keinen Krieg begonnen hätte, der nicht den Wunsch hatte, 6500 Kilometer von seiner Heimat entfernt in Schlachten zu ziehen. Als Wehrpflichtiger wurde er nicht gefragt. Er wurde einfach "angriffsverpflichtet".
Im NZZ-Artikel wird von den Tränen seiner Mutter, seiner Geschwister und seiner Freundin erzählt. Und davon, dass es auf dem Friedhof bereits 43 Gräber von jungen Männern gibt, die den Krieg gegen die Ukraine nicht überlebt haben. Acht weitere Gräber werden gerade ausgehoben. Auch diese Schicksale gehen mir ans Herz. Es sind alles MENSCHEN!
Ich werde in nächster Zeit mal bewusst danach gucken, ob ich auch auf die Geschichte EINES von den Russen getöteten Ukrainers stoße. Auf seine ganz individuelle Lebensgeschichte. Ich finde wichtig, dass wir uns bewusst machen: Was wir erleben, ist nicht nur eine scheußliches Kapitel Weltgeschichte, sondern es sind MENSCHEN, unverwechselbare, geliebte, unfassbar betrauerte Individuen, die hier aus dem Leben gerissen werden.
Das Foto, das wirklich den 20-jährigen Igor zeigt, aus der NZZ zu klauen, habe ich mich nicht getraut. So zeigt mein rechtefreies Bild einfach junge russische Rekruten.