Pfarrer Wolfgang Niederstrasser war als Häftling im KZ Dachau und gehörte zu denen, die in den letzten Kriegstagen in einem als "Todesmarsch" bezeichneten Zug in Richtung Alpen getrieben wurde. Gott sei Dank hat er überlebt!
Als Pfarrer in einem fränkischen Dorf machte er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Nationalsozialismus. Er weigerte sich, das Pfarrhaus und die Kirche mit Hakenkreuzen zu beflaggen. Er hielt an kirchlichen Veranstaltungen in der Öffentlichkeit fest, auch wenn die NSDAP diese als Konkurrenz wahrnahm. In seinen Predigten klang oft und klar verständlich Kritik an der antichristlichen Politik der Nazis an. Er und auch seine Frau grüßten demonstrativ nie mit "Heil Hitler".
Als er in einenm Gedenkgottesdienst für die Kriegsgefallenen sagte "Weil der Gottlose Übermut treibt, muss der Elende leiden!“ eskalierte der davor schon lange schwielende Konflikt mit den Nazis. Er wurde nach dem Heimtückegesetz angeklagt und umgehend zum Kriegsdienst eingezogen.
Leider hat er von der Kirche kaum Rückhalt bekommen. Im Gegenteil: Sein zuständiger Kreisdekan rügte in einem Schreiben vom 20. März 1943 sein Einzelgängertum und belehrte ihn, "er werde beim Militär jetzt ja lernen, dass in der Batterie und im größeren Rahmen keiner seinen privaten Krieg führen kann".
Obwohl die Einheit, bei der er Kriegsdienst leistete, das Verfahren gegen ihn niederschlagen wollte, wurde er im Dezember 1944 überraschend verhaftet, aus der Wehrmacht ausgestoßen und der Gestapo übergeben.
Im April 1945 wurde Niederstraßer in das grauenvoll überfüllte Konzentrationslager Dachau überstellt. Bei den Todesmärschen zur Räumung des Lagers wurde er in Richtung Alpen getrieben, kam jedoch Anfang Mai bei Wolfratshausen frei.