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von Rainer Liepold

Die Grabrede für Harald Juhnke

Bei der Trauerfeier am 9. April 2005 in der Berliner Gedächtniskirche hielt Thomas Gottschalk die Trauerrede. Lesen Sie hier einen Ausschnitt.

"Dies ist die Woche, in der ein toter Märchenfürst aufgebahrt in Monaco liegt, in der wir den Nachfolger Petri zu Grabe getragen haben und in der wir uns von Deutschlands größtem Entertainer, Harald Juhnke verabschieden müssen. Fast scheint es, als der liebe Gott es leid gewesen, sich im Himmel unter seinem Niveau amüsieren zu müssen. Er wird an Harald seine Freude haben!

Wer von uns aus der Zunft der Gaukler und Entertainer am die christliche Lehre der Auferstehung glaubt, der weiß auch, dass es vor Gott keine Zwei-Klassen-Gesellschaft gibt und wird mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis nehmen, dass der fromme Mann aus Rom und der Spötter aus Berlin heute auf einer Augenhöhe vor ihrem Schöpfer stehen. (…)

Es ist nach seinem Tod wieder viel von den zwei Seiten des Harald Juhnke die Rede gewesen. Zusammen mit Millionen anderen kannte ich nur die helle, und nur die wollte er uns eigentlich zeigen. (…) Vieles von dem, was jetzt nach seinem Tode geschrieben wurde, hätte er zu Lebzeiten gern gelesen. Aber schon damals tröstete er sich und mich mit der Erkenntnis: "Det Wichtigste is det Publikum!"

Man ist als Kollege nie hundert Prozent ohne Neid. Aber wenn Juhnke auftrat, konnte keiner von uns auf die Idee kommen, es besser zu können, ja mehr noch, es kam nicht mal der Gedanke auf, es besser machen zu wollen, weil er alles richtig machte und man einfach nur Zuschauer sein wollte...Es mögen ihn Dämonen heimgesucht haben, wenn die Showlichter ausgingen und wenn er mit sich und seinen Zweifeln allein war, er hat sie nun endgültig besiegt. Lassen Sie uns den Menschen Harald Juhnke seiner Familie zurückgeben. Wir wollen keine Bilder von seinen Abstürzen mehr sehen, wir brauchen keine Histörchen mehr von seinen Eskapaden.

Wir wollen uns an einen großen Unterhalter erinnern, der den Menschen in den vielen Jahren seiner Karriere viele glückliche Stunden geschenkt hat. Dabei hat er mit seiner Kunst das Beste aus ihnen herausgeholt - echte Gefühle. Das Publikum hat über den Entertainer gelacht und geweint, es hat den Menschen bewundert und mit ihm gelitten... Harald Juhnke war ein Held der kleinen Leute gewesen, er hat ihnen viel gegeben, und ich bin überzeugt, Harald, Du wirst den Lohn dafür erhalten."
 

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