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von Team gdw

Der Augsburger Regionalbischof rät zu heilsamen Ritualen

Alleinstehende und verwitwete Personen empfinden oft, dass rund um Weihnachten das „Allein-Sein“ besonders schmerzhaft ist. Was können Sie tun?

Weihnachten ist für viele Menschen das Familienfest. Rituale in der Familie wie das Schmücken des Christbaums, die Bescherung und ein Gottesdienstbesuch mit der Familie prägen die Erwartungen an die Weihnachtsfeiertage und sie selbst. Doch wenn ein nahes Familienmitglied oder ein enger Freund im vorausgegangenen Jahr gestorben ist, bleibt bei den meist jahrzehntelang eingeübten Weihnachtstraditionen der Platz der verstorbenen Person unbesetzt. Diese schmerzhafte Lücke führt dazu, dass sich die Trauer Bahn bricht – oft auch plötzlich und unerwartet.

Viele alleinstehende und verwitwete Personen haben Sorge, dass an Weihnachten das „Allein-Sein“ sehr schmerzhaft sein kann und wird. Wegen der emotionalen Bedeutung von Weihnachten kann eine Hilfe sein, im Vorfeld Aktivitäten rund um die Weihnachtstage zu planen, um nicht in der Trauer zu vergehen. Verabredungen zu Spaziergängen oder Besuche bei Freunden und Verwandten kann helfen. So entsteht ein Gerüst für die Feiertage und Abwechslung.

Zugleich ist klar, dass es kein Patentrezept für den Umgang mit Trauer und dem Alleinsein an Weihnachten gibt. Jeder Mensch geht je individuell Menschen mit dem Verlust eines Angehörigen umgehen. Je enger die Beziehungen waren zur verstorbenen Person oder je mehr Druck von innen oder außen besteht „in einer Beziehung“ zu sein, desto heftiger können die Gefühle, wie Schmerz, Trauer und Scham auch sein. Mir ist es wichtig, den Schmerz und die Trauer oder auch Scham anzunehmen und zuzulassen, auch wenn es oft genug sehr schwer ist.

Weihnachten anders erleben – Rituale vollziehen

Rituale, wie das Aufstellen eines Fotos der verstorbenen Person oder das Entzünden einer Kerze in Erinnerung an die jeweilige Person, geben so Raum für die Trauer und die Erinnerung von Angehörigen. Wenn dann in einer gemeinsamen Runde von Familie oder Freunden Geschichten und Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen oder rund um die vergangenen Weihnachtsfeste zu erzählt werden, schafft das Erinnern eine Verbindung zum fehlenden Menschen.

Den Blick auf sich selbst nicht vergessen - Selbstsorge

Bei allen Erwartungen von außen, aber auch an sich selbst, ist es wichtig – vorab zu überlegen -, was tut mir gut. Es muss ja nicht alles so wie bisher gemacht werden, wenn aber ein Rituale und Tradition hilft, dann empfiehlt es sich, das zu machen. 
Es ist oft genug eine Gratwanderung für Freunde und Angehörige: Wie begegne ich Trauernden. Vielleicht ist es oft das Gefühl der Angst, das Tod und Sterben bei vielen Menschen hervorrufen. Vielleicht ist es auch die Sorge, Trauernde mit einer unbedachten Äußerung, einer Anspielung oder Handlung zu verletzten.

Konkret Hilfe suchen

Die einfache Frage „Wie geht es Dir?“ hilft da nicht unbedingt weiter, weil eigentlich klar ist, dass es jemandem nicht gut geht, der einen nahen Menschen verloren hat -  auch noch nach mehreren Monaten. Konkrete Fragen wie „Was tut Dir gut?“ oder „Kann ich Dir beim Christbaumschmücken helfen?“ sind hilfreicher. 

Manchmal reicht es, einfach da zu sein und den Schmerz gemeinsam auszuhalten. Es braucht nicht immer viele Worte. Und wenn Trauernde allein sein wollen, ist dieser Wunsch auch richtig und zu respektieren. Hilfe und Unterstützung in solchen Momenten regelmäßig anzubieten, ist in meinen Augen der Schlüssel und für beide Seiten wichtig.

„Die Geburt Jesu in der Krippe an Weihnachten ist immer ein Hoffnungszeichen.“

Gott will mit der Menschwerdung zeigen, dass er jeder Person nahe ist – ganz besonders den Kraftlosen und Trauernden. Der Ausruf der Engel „Fürchtet Euch nicht!“ ist der biblische Zuspruch für Zuversicht und Hoffnung für alle, die mit Angst auf Weihnachten blicken.

Ihr

Axel Piper, Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben