Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm aus aktuellem Anlass
Es sind Fassungslosigkeit, Trauer und Zorn, die mich an diesem Morgen bewegen. Dass der russische Präsident Putin in der heutigen Nacht den Angriffsbefehl gegen die Ukraine gegeben hat, ist nicht nur ein eklatanter Bruch des Völkerrechts, sondern auch ein ungeheurer Vertrauensbruch gegenüber allen, die in den letzten Monaten mit ihm verhandelt haben.
Ich hoffe, dass die Weltgemeinschaft jetzt mit einer Stimme spricht und dieses Vorgehen einhellig verurteilt. Wirksame Sanktionen werden folgen.
Meine Gedanken gehen in diesen Stunden aber vor allem hin zu den Menschen in der Ukraine. Ich denke an Bischof Pavlo Shvartz, mit dem ich mich letzte Woche noch über die Situation ausgetauscht habe, und die Menschen in seinen Gemeinden. Ich denke aber auch an alle in der Ukraine, deren Leben und Existenz jetzt gefährdet ist. Ich kann die Ohnmacht, die ich empfinde, jetzt nur vor Gott bringen.
Ewiger Gott,
vor Dich bringen wir an diesem Tag unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer und unseren Zorn. Die diplomatischen Bemühungen, auf die wir so gehofft hatten, haben nicht zum Ziel geführt. Die Sprache der brutalen Gewalt gibt jetzt den Ton an. Der Machthunger hat die Oberhand behalten gegenüber der Vernunft.
Sei Du jetzt bei den Menschen in der Ukraine, die durch die Gewalt der Waffen in Not und Gefahr sind. Lass sie spüren, dass überall auf der Welt Menschen für sie beten.
Sende Du Deinen Geist in die Herzen derer, die verantwortlich sind für aggressive Gewalt. Lass sie erkennen, dass durch die Gewalt alle verlieren. Öffne ihre Herzen, dass sie sich anrühren lassen von dem leid, dass ihre Gewalt verursacht.
Sei bei denen, die jetzt politische Verantwortung tragen und die richtigen Entscheidungen zu treffen haben. Öffne Wege, der militärischen Gewalt die Klarheit in der Verurteilung des Unrechts, wirksame Gegenmaßnahmen und eine Deeskalation der Gewalt entgegenzustellen.
In uns allen stärke das, was die Basis unseres Lebens ist: Stärke unseren Glauben. Stärke unsere Hoffnung. Stärke unsere Liebe.
Auf dich vertrauen wir – auch jetzt.
AMEN